Der mit 100’000 CHF dotierte Schweizer Grand Prix Theater / Hans-Reinhart-Ring 2020 geht an Jossi Wieler. Diese höchste Theaterauszeichnung der Schweiz wird seit 2014 vom Bundesamt für Kultur (BAK) in Fortsetzung des 1957 von der Schweizerischen Gesellschaft für Theaterkultur (SGTK) ins Leben gerufenen Hans-Reinhart-Ring verliehen. Die SGTK ist weiterhin beteiligt, indem sie wie bisher dem Preisträger einen massgeschneiderten Ring überreicht und sein Wirken in der mehrsprachigen Reihe MIMOS. Schweizer Theater-Jahrbuch dokumentiert.
>> Videoporträt von Jossi Wieler (© OFC / Take Off Productions 2020)
Geboren 1951 in Kreuzlingen, lebt Jossi Wieler heute in Berlin und zählt zu den renommiertesten Opern- und Theaterregisseuren. Er studierte Regie an der Universität Tel Aviv und arbeitete viele Jahre als Schauspielregisseur in Deutschland und der Schweiz. Unter anderem war er von 1988 bis 1993 Hausregisseur am Theater Basel. Für seine Inszenierungen, darunter mehrere Stücke von Elfriede Jelinek, erhielt er zahlreiche Auszeichnungen.
Seit 1994 inszeniert er gemeinsam mit Sergio Morabito auch für das Musiktheater. Ihre Zusammenarbeit ist geprägt vom gegenseitigen Dialog und von der sinnlichen Durchdringung der jeweiligen Partitur nach ihrer gesellschaftspolitischen Relevanz für die Gegenwart. An der Staatsoper Stuttgart, deren Intendant Jossi Wieler von 2011 bis 2018 war, erarbeitete das Regie-Duo über 25 Produktionen und wurde mehrfach ausgezeichnet. Die Staatsoper Stuttgart wurde unter Jossi Wielers Leitung 2016 zum Opernhaus des Jahres gekürt.
Ende Februar 2020 inszenierten Wieler und Morabito Giacomo Meyerbeers «Les Huguenots» am Grand Théâtre de Genève. Gemeinsam mit der Bühnen- und Kostümbildnerin Anna Viebrock, die eine fast vierzigjährige Zusammenarbeit mit Jossi Wieler verbindet, zeigten sie eine assoziationsreiche Interpretation dieser Oper.
Jossi Wieler ist ein feinfühliger Teamplayer. Im Interview mit SGTK-Vorstandsmitglied Andreas Klaeui für Radio SRF2 hält er fest: «Mir war es immer wichtig, im Dialog zu arbeiten. Sodass es nicht nur einen gibt, der alles bestimmt, sondern Spiegelung und Austausch.»