k+a steht unter Strom: Licht und Beleuchtung

Zweihundert Jahre ist es her, dass durch die Erfindung neuartiger Lampenkonstruktionen die rasante Entwicklung der künstlichen Helligkeit einsetzte. Mussten im 17. Jahrhundert für Festlichkeiten Tausende Kerzen oder Fackeln zur Illuminierung von Parks und Bauten eingesetzt werden, so genügen dazu heute – im Zeitalter der intelligenten LED-Illuminierung – einige diskret platzierte Leuchten. Das 19. Jahrhundert mit seinen Erfindungen und technischen Umsetzungen im Bereich der Elektrizität hat dazu den Weg frei gemacht und viele Lichtphantasien ermöglicht, welche die Nacht zum Tag machen wollten. Das gängige Wort «Lichtverschmutzung» weist aber darauf hin, dass künstliches Licht auch als Zumutung empfunden wird. Unsere Autorinnen und Autoren «beleuchten» im Heft verschiedenste Facetten des Einsatzes und der Wirkung künstlicher und natürlicher Lichtquellen in Architektur und Städtebau: Sei es die Lichtregie im Sakralbau, bei der Zürcher Lichtwoche von 1932 oder als Element bei frühen Bauten Le Corbusiers – wir gehen unterschiedlichsten Fragestellungen nach. Ergänzend lässt uns der Fotoessay von Adrien Barakat anhand historischer und zeitgenössischer Bauten nachvollziehen, wie sich das Gesicht architektonischer Körper zu unterschiedlichen Tages- und Nachtzeiten verändert. «Licht erweckt Architektur zum Leben», dieses Credo trifft auch auf die Arbeit des Lichtarchitekten Walter Moggio zu, der im Interview die vielfältigen Herausforderungen seines Schaffens erläutert.
Essay | Essai | Saggio
Daniela Mondini
Himmelslicht
Lichtregie im Sakralbau

Zusammenfassung
In den meisten Religionen wird Licht mit Manifestationen des Göttlichen in Verbindung gebracht. Auch die christliche Architektur machte sich seit ihren Anfängen die Effekte des dynamischen, in das Gebäude einfallenden Tageslichts zunutze, um spezifische Emotionen bei den Gläubigen hervorzurufen. Diese konnten durch unterschiedliche Strategien der Lichtführung hervorgerufen werden. Der frühchristliche Kirchenbau favorisierte die Orientierung der Apsis nach Osten, das Licht, das durch die grossen Fenster eindrang, war jedoch gefiltert durch die nur durchscheinenden Fensterfüllungen. In der romanischen Architektur scheint sich hingegen eine Lichtregie abzuzeichnen, die durch sparsame Dosierung und gezielte Steuerung des Lichts im Raumdunkel auf Hell-Dunkel-Kontraste setzte; möglicherweise ging die Reduktion der Fensterzahl und -grösse einher mit einer Aufwertung des Kerzenlichts in der Liturgie. Im Kontrast dazu tauchten die gotischen Glasfenster als erzählende leuchtende Oberflächen den Kirchenraum in ein sattes, farbiges Licht, das je nach Sonneneinfall auf den hell gestrichenen Oberflächen reflektierte. Die vollständig diaphane Wand, die das Fenster obsolet macht, wurde erst zum Thema im Kirchenbau der Moderne. War bis anhin vom Kircheninnern aus als Konstante kein «innerweltlicher» Himmel, sondern nur das davon abstrahlende Licht in verschiedenartigen Verfremdungen sichtbar, so hat er zumindest als Abbild in Arbeiten der Gegenwartskunst Einzug in den Kirchenraum erhalten.

Dossier 1
Christoph Bignens
Die Zürcher Lichtwoche 1932
Frühes Beispiel einer konzertierten Aktion von Wirtschaft, Technik und moderner Gestaltung

Zusammenfassung
Die Zürcher Lichtwoche fand während neun Tagen im Oktober 1932 statt. Ihre Veranstalter aus der Elektrizitätsbranche wollten der Öffentlichkeit zeigen, wie elektrisches Licht zeitgemäss eingesetzt werden kann. Nach Einbruch der Dunkelheit fanden jeweils festlich beleuchtete Umzüge und sportliche Wettkämpfe unter Flutlicht sowie Wasserspiele im Scheinwerferlicht statt. Rundflüge machten es möglich, das städtische Lichtermeer von oben zu bewundern. Mehrere historische Gebäude der Innenstadt wurden besonders hell angestrahlt. Viele Schaufenster und Lichtreklamen zeigten, wie die Elektrizität in den Dienst der Reklame gestellt werden kann. Das Zürcher Kunstgewerbemuseum stellte gleichzeitig moderne Lampen für Wohnung und Büro aus. An der Gestaltung der Lichtwoche waren rund zwei Dutzend Mitglieder des Schweizerischen Werkbundes beteiligt. Er wurde vor hundert Jahren, am 17. Mai 1913, in Zürich von fortschrittlich gesinnten Architekten, Künstlern und Industriellen gegründet. Sie hatten sich damals zur Aufgabe gemacht, die Welt neuzeitlich zu gestalten. Die Lichtwoche bot ihnen eine willkommene Gelegenheit, die Reformen auf das Gebiet der elektrischen Beleuchtung auszuweiten.

Dossier 2
Silvia Berselli
« Clarté » ou « clair-obscur sentimental » ?
Mise en scène de la lumière à la Maison blanche et à la villa Turque du jeune Le Corbusier à La Chaux-de-Fonds

Zusammenfassung
Lichtregie des jungen Le Corbusier
Zur Beleuchtung der Innenräume der zwei untersuchten Villen – der Maison Blanche und der Villa Turque in La Chaux-de-Fonds – mit natürlichem und künstlichem Licht setzt Le Corbusier architektonische Mittel wie Öffnungen, reflektierende Oberflächen, lichtverstärkende Vorkehrungen und Lampen ein. Die erzielten Effekte gehören zwei einander diametral entgegengesetzten Welten an: der apollinischen Welt der «Helligkeit», die auf die Moderne verweist, und der dionysischen Welt des «stimmungsbezogenen Hell- Dunkels», die Reminiszenzen an Jugendstil und Symbolismus verrät oder im Kern vielleicht schon die starken und mystischen Farbklänge einer «Poesie des Brutalismus » enthält. Der vorliegende Beitrag analysiert einige wenige dieser Elemente und arbeitet die stofflichen Eigenschaften heraus, ihren Bezug zum architektonischen Volumen, in das sie eingeschrieben sind, und vor allem die produzierten Lichteffekte.
Dossier 3
Marco Marcacci
Paesaggi di luce
L’illuminazione di monumenti storici nella Svizzera italiana

Zusammenfassung
Lichtlandschaften
Unter den Formen künstlicher Aussenbeleuchtung oder -anleuchtung, die sich im 20. Jahrhundert verbreitet haben, findet sich auch die Beleuchtung sakraler und profaner Denkmäler. Neben Weihnachtsbeleuchtungen, Leuchtreklamen und anderen suggestiven Lichteffekten inszeniert die Beleuchtung von Denkmälern eine eigentliche Nachtlandschaft, die allgemein als Symbol von Fortschritt und Komfort sowie als touristische Attraktion wahrgenommen wird. Die Geschichte der dauernden Beleuchtung historischer Bauten in der italienischen Schweiz – der Burgen in Bellinzona, zahlreicher Dorfkirchen und sogar eines Wasserkraftwerks – korreliert zeitlich mit der massiven und ungeordneten Entwicklung der Nachkriegszeit. Die Beleuchtung von Kulturgütern kann als Wille zur Hervorhebung wertvoller Elemente einer Landschaft gelesen werden, in der Hässliches und Banales im Dunkel verschwindet. Viele dieser Denkmäler stellen auch eine Art nächtliches Museum für Reisende auf der Durchfahrt dar.
Interview | Interview | Intervista
Michael Leuenberger
Lob des unauffälligen Lichts
Interview mit Lichtarchitekt Walter Moggio

Ob Hauptbahnhof St. Gallen, Stadtkirche Winterthur oder Jacobsvillen in Zürich: Walter Moggio, Träger des «Prix Lumière», akzentuiert mit seiner Lichtarbeit moderne und historische Bauten. Als Regisseur inszeniert er Architektur mit Licht – und verzichtet bewusst auf spektakuläre Effekte.
Dossier 4
Lisa Laurenti Wyss
Quand la lumière fusionne avec l’ornement

Zusammenfassung
Wenn Licht und Dekor sich vereinen
Anhand ausgewählter Leuchtobjekte werden Aspekte des schweizerischen Kunstgewerbes aus dem 18. und 20. Jahrhundert vorgestellt. Jedes dieser kunsthandwerklichen Objekte illustriert die zahlreichen Zusammenhänge zwischen dem künstlerischen Schaffen und dessen kulturellem Umfeld, die Veränderungen des Zeitgeschmacks, die technischen Entwicklungen sowie die Interaktionen zwischen den Kunstschaffenden, den Produzenten und den Konsumenten. Die Objekte unterstreichen die grosse kulturelle und künstlerische Vielfalt der Schweiz und weisen zugleich auf den stilistischen Einfluss der Schulen in den Nachbarländern und auf spezifische regionale Ausdrucksformen hin, die bei ihrem Zusammentreffen eine eigenständige Ästhetik entwickelten. Der besondere und dominierende Geschmack des Bürgertums, die weitreichenden wirtschaftlichen Beziehungen, die Einwanderung von Kunsthandwerkern und die internationale Verbreitung von Modellen haben das schweizerische Kunstgewerbe nachhaltig stimuliert und bereichert.
Dossier 5
Marco Di Nallo
Bambini illuminati: il valore della luce naturale nell’architettura scolastica svizzera

Zusammenfassung
Licht für Kinder
Im Zuge der Gesundheits- und Hygienetheorien des 19. Jahrhunderts wird natürliches Licht im Laufe des 20. Jahrhunderts zu einem fundamentalen Entwurfsthema bei Schulbauten – bei diesen vielleicht mehr noch als bei allen anderen Bauaufgaben. Zu Beginn des 20. Jahrhunderts beeinflussen Forschungsergebnisse der Medizin und die Bewegung der Freiluftschule die Entwicklung moderner Schulhäuser und die Suche nach geeigneten Vorkehrungen zur Kontrolle des natürlichen Lichts positiv: Eine korrekte Beleuchtung der Schulzimmer trägt zu einer ästhetischen Schulumgebung, vor allem aber zur Gesundheit der Kinder und zur Steigerung des Lerneffekts bei. Im Laufe der Zwanzigerund Dreissigerjahre vertreten die Architekten eine Schule, die sich am Massstab der Kinder orientiert. Sie soll einen direkten Kontakt zur Natur und zweiseitige Beleuchtungsund Belüftungssysteme bieten. Diese Ideen werden – dank dem Beitrag von Alfred Roth – vor allem in der Nachkriegszeit umgesetzt. Jeder Wettbewerb zeigt die weiteren Fortschritte in Pädagogik, Raumgestaltung und Beleuchtung auf: Die Schulzimmer werden von zwei Seiten belichtet, mit Oberlichtern zwischen gegeneinander verschobenen Dachflächen, mit Zenitallicht oder durch spezifische Grundriss- und Raumgestaltungen.
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Billet de la direction
Nicole Bauermeister
Sciences-arts.ch – le portail de l’art, de la musique et du théâtre en Suisse
Sciences-arts.ch – das Fachportal für Kunst, Musik und Theater in der Schweiz

Publikationen der GSK | Publications de la SHAS | Pubblicazioni della SSAS
Das Hotel Bellevue Palace in Bern
Neuerscheinung in der Reihe «Pages blanches» der GSK


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Preis: CHF 20.00
Preis für GSK Mitglieder: CHF 15.00
Abbildungen: 94
Seitenzahl: 68
Reihe: Kunst + Architektur
Orte / Gemeinden: Schweiz / Suisse / Svizzera
Autoren: Diverse
Artikelnummer: K+A 2013.3
Inhaltssprache: Deutsch, Französisch, Italienisch
Erscheinungsdatum: 9.2013
ISBN: 978-3-03797-097-3
Verlag: Gesellschaft für Schweizerische Kunstgeschichte