Aus einer musikhistoriographischen Perspektive auf die Schweiz sticht das frühe 19. Jahrhundert durch einen enormen Aufschwung musikalischer Aktivitäten hervor. Im Zuge der politischen und gesellschaftlichen Umwälzungen des späten 18. Jahrhunderts verändern sich die Formen bestehender Musikpflege und es entstehen neue Zweige der Musikpraxis.
Mit Hans Georg Nägeli steht eine der prägendsten und vielseitigsten Persönlichkeiten (nicht nur) des schweizerischen Musiklebens jener Epoche im Mittelpunkt des ersten Tagungsteils. Die Auseinandersetzung mit seinem musikpädagogischen Wirken und seiner Musiktheorie und -ästhetik rücken gleichermassen Fragen nach der gesellschaftlichen Relevanz von Musik in den Blick, wie solche nach den Kriterien einer Musik, die den Anspruch erhebt, absolute Kunst zu sein.
Neben Akteuren wie Hans Georg Nägeli wurde das schweizerische Musikwesen insbesondere in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts in hohem Masse durch Akteure aus dem benachbarten deutsch- und französischsprachigen Ausland geprägt. Dieser Befund zeigt sich nicht nur in der institutionellen Verfestigung eines regelmässig konzertierenden Musikbetriebs, sondern auch in der Verwendung von Klangidiomen, die als spezifisch schweizerisch aufgefasst und kompositorisch verarbeitet worden sind. Das zweite Panel richtet deshalb den Blick aus einer transnationalen Perspektive auf das schweizerische Musikwesen der ersten hälfte des 19. Jahrhunderts.